21. Oktober 2013

You run for cover but you can't escape the second attack.

Ich hörte Tim vom Flur her fluchend meinen Namen rufen, doch der Alkohol, der sein Gehirn immer noch vernebelte, erschwerte ihm die Suche nach mir. Schließlich wurde die Tür jedoch aufgerissen und eine große Hand klammerte sich hilfesuchend an den breiten Rahmen, während seine Augen in der Dunkelheit blinzelten und den Raum absuchten. Nach wenigen Augenblicken hatte er mich gefunden und kam auf mich zu. Langsam, mehr Kontrolle über seinen Körper findend, kauerte er sich vor mich auf den Boden, die Hände auf den Lehnen abgestützt. Ich merkte, dass sie zitterten, bei seiner Anstrengung, auf eine Augenhöhe mit mir zu kommen. Amy, murmelte er und streckte ein paar Finger nach mir aus. Man sah ihm sichtlich an, dass ihn die ganze Situation überforderte. Die Lippen geöffnet, fuhr er leicht mit der Zunge darüber und versuchte angestrengt schlau aus mir zu werden, wobei er blinzelte um seinen Fokus auf mich zu stellen. Der Blick trüb und die Pupillen enorm erweitert. Seine Augen suchten die meinen, doch ich wendete meinen Blick ab. Bitte, flüsterte er, wobei sein Kopf kurz absackte, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte und sein Blick wieder meine Augen traf. Ich kann nicht.. Er beendete den Satz nicht, doch ich verstand, dass er mir sagen wollte, dass er nicht wollte, dass ich gehe. Die Hände immer noch zitternd, erschien er mir plötzlich nur noch hilflos, wie er da vor mir saß und mit den Wirkungen der Aufputschmittel kämpfte, die ihn daran hinderten, ein gescheites Gespräch mit mir zu führen. Unsere Blicke trafen sich erneut und diesmal wich ich ihm nicht aus, sondern hielt ihm stand. Vorsichtig streckte ich meine Beine aus und bewegte die versteiften Muskeln, dann ließ ich sie über den Rand des Sessels baumeln. Tim war meinen Bewegungen mit den Augen gefolgt und seine warme Hand wanderte von der Lehne langsam zu meinen Knien. Eine unausgesprochene Frage. Ich gab ihm die Bestätigung, indem ich keine Einwände lieferte, sodass er sich erhob, mit leicht gebeugter Statur und dann die Haare in meinem Schoß vergrub. Seine Finger wanderten mein Bein hoch und verschränkten sich mit meiner Hand. So verharrten wir für einen Moment, bis ich ihm schließlich zögernd durch die Haare strich und paar Strähnen zur Seite wischte, die sein schönes Gesicht bedeckten. Es tut mir so Leid, die Worte waren nur ein Hauch, so leise, dass ich nicht wusste, ob er sie überhaupt gehört hatte. So sehr ich versuchte, die Gefühle, die ich immer noch für ihn hegte, zu unterdrücken, schaffte ich es nicht, da ein Teil von mir ihm so verfallen war, dass ich ihn selbst jetzt, in seinem derzeitigen Zustand immer noch liebte. Ich konnte nicht anders, als mich um Tim, dessen Gesicht kraftlos in meinem Schoß lag und der sich mir in seiner verletzlichsten Stunde anvertraute, zu sorgen. Bei dem Gedanken daran, dass ich diejenige war, die ihm Halt gab, an die er sich lehnte, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Tim brauchte mich und ich brauchte ihn. Behutsam umfasste ich sein Gesicht mit meinen kleinen Händen und hob es von meinen Beinen. Seine Augen öffneten sich und er sah mich mit einem Blick an, der in dem Moment so verloren aussah, dass ich nicht anders konnte und ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn gab. Dann legte ich meine Stirn an seine und schloss die Augen. Tims Präsenz so nahe, erfüllte mich mit Wärme und das gab mir den nötigen Ruck um mich zu erheben und ihn bei der Hand zu packen. Komm! Tim folgte meiner Aufforderung und ich führte ihn vorsichtig hinüber zum Bett. Dort drückte ich ihn sanft aber bestimmt auf die Kissen, ging dann zurück, holte die Decke und ließ sie über ihn gleiten. Ich krabbelte auf die andere Seite des Bettes, blieb einen Moment sitzen, während ich Mom eine SMS schrieb, dass ich heute Nacht nicht nach Hause kommen würde, zog mir das Kleid über den Kopf, zog mir Tims Pullover über und kuschelte mich dann ebenfalls unter den schon warmen Stoff. Wir lagen uns gegenüber, seine Augen fixierten meine. Amélie, ich.., fing Tim an, doch ich unterbrach ihn: Willst du jetzt wirklich damit anfangen, wie sehr du mich vermissen wirst und dass ich mir das alles nochmal überlegen soll? Wir beide wissen, dass ich dann anfangen werde zu heulen. Er seufzte und schloss die Augen. Aus der Stereoanlage, die immer noch angeschaltet war, ertönte ein Lied von Miley Cyrus und ich musste schwer schlucken. Nach wenigen Sekunden des Schweigens drehte ich mich um und schloss die Augen. Ich spürte, wie sich Tim bewegte, eine große Hand legte sich um meine Taille und zog mich sachte zu sich ran. An meinem Rücken fühlte ich seine Wärme und das stetige Pumpen seines Herzens, während sein Atem langsam über die Haut meines Nackens strich. Das alles war mir so schmerzlich vertraut und doch schienen Jahre zwischen den Erinnerungen zu liegen. Ich befreite mich jedoch nicht aus seiner Umarmung, sondern schloss die Augen, in dem Versuch, dass alles auszublenden und in der Hoffnung, der neue Tag würde bessere Ereignisse bringen, obwohl ich wusste, dass ich morgen schon nicht mehr da sein würde und stattdessen bald in den Armen meines Freundes liegen würde. Tims Finger zuckten auf meiner Haut, während sein Atem gleichmäßiger wurde. Sein Atem war das einzige Geräusch, das die Stille durchschnitt, während ich immer noch hellwach an die gegenüberliegende Wand starrte. Das Mondlicht malte dort kleine Schatten hin und mit jeder Minute, die verging, trat das Brennen in meine Augen zurück und ich fing an zu schluchzen. Ich würde ihn verlieren, da war ich mir sicher.


Ich werde bewusst nicht über meine Abschiedsparty schreiben, weil es für mich zu persöhnlich ist und sowieso alle am heulen waren. Ich werde die nächste Woche in Frankreich bei meiner restlichen Familie verbringen, bevor es dann weiter nach England in das neue Haus geht.
Schreibt in die Kommentare ob ihr gerne Bilder sehen möchtet (von der Gegen, von mir, blabla, ihr wisst schon) - hab ich lang nicht mehr gemacht!


7 Kommentare:

  1. Anonym12:44

    Liebe Amelie, ich würde furchtbar gerne Bilder von dir, deinem Haus und der Gegend sehen.

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  2. Wunderschöner Text! ♥

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  3. du kennst meine meinung dazu, baby :')

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  4. Toller Text :) Wie immer! (:
    Bilder wären toll (:

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  5. Anonym19:03

    du wirst tim nicht verlieren.

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  6. Ich verstehe nicht ganz.. du ziehst nach England mit deiner Familie in ein Haus oder wie ist das? Tut mir leid wenn ich was verpaast habe :s

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  7. Hallo Amelie :)
    ich kenne diese Gefühle und diese Situation, die du gerade durch machst nur zu gut. Ich mag deinen Blog und finde ich total süß. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du Lust auf eine Blogpartnerschaft hast?

    falls du Interesse hast findest du weiteres hier: http://lovely-gorgeous-snappy.blogspot.de/p/blogpatner.html

    Ich würde mich freuen! <3

    xxx Luuna

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