23. Februar 2013

weils allein nicht geht, nicht ohne dich.

 "Für jeden von uns gibt es eine Person, die wir zu jeder Sekunde zurück 
nehmen würden. Egal, was sie einem angetan hat"


Ich setzte mich weit nach hinten, so dass ich den Abgrund nicht sehen konnte und lehnte mich gegen das nun schräge Dach. Die Sterne blickten auf mich hinab und ich ihnen entgegen. Es sah immer so aus, als würde sich ein Stern an den anderen drängen, als wären sie nie allein. Doch in Wirklichkeit waren sie allein. Viel einsamer als alles was man sich nur denken konnte. Sie waren Lichtjahre voneinander entfernt, manche schon tot. Aber die Erinnerung an sie war für uns immer  noch sichtbar. Vielleicht war es das, was das Leben ausmachte. Vielleicht war man dazu bestimmt allein zu sein. Selbst wenn man für einen Moment jemanden an seiner Seite hatte, der einen nur noch heller erscheinen ließ, würde das helle Strahlen nicht lang andauern. Man endet wieder alleine, verblasst und alles was bleibt ist die Erinnerung daran. Die Erinnerung an das Licht. Hier kam ich immer her, wenn ich nachdenken musste. Es war unser Platz gewesen. Früher. Als noch alles gut war. Das Dach knarzte und dann ein geräuschvolles Ausatmen. Atmen, das versuchte ich auch. Langsam und kontrolliert, doch mein Herzschlag beruhigte sich nicht. Ich wusste, dass du hier bist, sagte er plötzlich leise. Ich spürte, dass er neben mir lag, aber immer noch weit genug entfernt um mich nicht zu berühren. Stille. Ich war auf einmal unglaublich ruhig, meine Haut war kalt und ich fror. Ich konnte mich auf etwas anderes konzentrieren, etwas was mich ablenkte. Ich zog meine Beine an und legte meinen Kopf auf die Knie. Was willst du hier, Tim? Mit seinem Namen öffnete ich meine Augen und sah nur eine dunkle Silhouette. Er zuckte mit den Schultern. Auch er hatte die Beine angezogen und seine Arme auf den Knien abgelegt. Ich will mit dir reden! Ich spürte seinen Blick auf mir und schloss erneut die Augen. Ich hätte nie gedacht, dass es soweit kommen würde. Niemals, sagte ich leise. Ich habe wirklich gedacht, dass das zwischen uns etwas für immer wäre. Auch wenn man das nie wirklich wissen kann, ich habe einfach daran geglaubt und du hast mich fallen lassen. Von heute auf Morgen. Ich holte tief Luft, versuchte das Zittern in meiner Stimme zu beruhigen. Du warst einfach einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Und dann warst du plötzlich nicht mehr da, verstehst du wie das für mich war, Tim? Mir fiel es so viel leichter in der Dunkelheit zu sprechen, als wäre ich alleine, endlich die Gedanken aussprechend die ich schon eine Weile hegte. Er sagte nichts, hörte sich alles still an und nickte schließlich. Ich will einfach, dass es so wird wie früher. Ich will, dass wir uns alles sagen können, dass wir füreinander da sind und reden. Ich will dich einfach wieder als meinen Freund haben, weil..weil ich dich vermisse, sagte ich und wischte mit meinem Handrücken über meine Wangen. Tim öffnete seine Jacke und setzte sich an den Rand des Daches, die Beine über die Kante. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Es tut mir so Leid, ich weiß, dass war wohl der größte Fehler, dich einfach so im Stich zu lassen und eine richtige Erklärung dafür habe ich nicht. Ich bin der größte Idiot der Welt und ich kann verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, nach All dem was ich getan habe. Aber für mich wirst du immer eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben bleiben. Er rutschte noch ein Stück weiter vor und umklammerte fest den Rand. Schwerfällig rappelte ich mich auf und kroch zu ihm. Meine Knie schürften auf, kleine Körner bahnten sich ihren Weg in meine Hände. Ich umfasste seinen Bauch und zog mich an ihn. Ich verschränkte meine Hände und lehnte meine Stirn genau zwischen seine Schulterblätter.  Sein Bauch war warm unter meinen kalten Fingern und ich presste meine Augenlider noch fester zusammen. Ich machte mir vor, dass alles okay sei, dass alles so war wie früher. Dass es eine der vielen Nächte sei, die wir hier oben verbracht hatten. Ich konnte förmlich den Tee riechen und die Decke um meine Schultern spüren. Doch wenn es so gewesen wäre, hätte er, anstatt des Dachabsatzes, meine Hände umfasst. Er blieb sitzen, bewegte sich auch nicht. Die Anspannung war ihm deutlich anzumerken, als ich anfing zu schluchzen. Meine Schulter bebten als mir klar wurde, wie sehr ich das hier vermisst hatte. Ihn und alles was wir gemacht hatten. Und jetzt hatte ich ihn wieder. Endlich.

18 Kommentare:

  1. der text ist wunderschön geschrieben. ich frage wie mich immer, wie und warum du so wunderbar schreiben kannst.
    ich finde es gut, dass du mit tim geredet hast. auch wenn's irgendwie zufall war. Ich glaube daran, dass ihr wieder gute Freunde werdet. ♥

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  2. Great blog, so I'm a new follower =)

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  3. Anonym21:53

    Ich liebe deine Texte :)

    Heißt das du hast dich mit Tim ausgesprochen? So richtig? Wie läuft es denn jetzt zwischen euch?

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  4. wowo, ich bin echt sprachlos, wie man so hammer schreiben kann. Einfach beeindruckend :*
    der text ist einfach wunderschööön geschrieben ♥♥

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  5. wahnsinnig toll geschrieben, ehrlich!

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  6. Hay
    Du hast einen tollen Blog! sehr interessant .
    Hast du Lust auf ggs. Verfolgen?
    wuerde mich freuen
    Lg
    Vanessa

    http://albers-fotografie.blogspot.de/

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  7. Dankeschön :)
    Hast jetzt einen neuen Leser ;)

    lg
    Vanessa

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  8. ich kann louisa nur recht geben - wie eigentlich immer. ich frage mich jedes mal auf's neue, wie jemand so schön schreiben kann, amélie. man spürt einfach jedes wort, es erreicht mich irgendwie. ich hoffe, es wird jetzt wieder alles besser zwischen euch, amélie. vielleicht sogar vergleichsweise wieder so wie früher - da glaube ich mit dir ganz fest dran. egal, was zwischen euch war. auch mit tim wünsche ich dir natürlich viel glück :) wann gehst du nochmal genau nach england, du?

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  9. Und wieder sitze ich hier und lese einen deiner wunderschönen Texte.
    Das ich immer Tränen in den Augen habe, wenn ich deine Texte lese kannst du als großes Lob auffassen. Danke, dass du meinen Abend versüßt hast:)

    http://lizzmaaarie.blogspot.de/2013/02/kurz-vor-drei.html <- Für diesen Text habe ich mir dich als vorbild genommen, ich hoffe er gefällt dir.

    Mit super süßen Grüßen:
    Lizz ♥

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  10. Anonym20:32

    Dankeschön :)

    Ich freue mich total für dich, dass ihr das endlich klären konntet. Und es freut mich noch mehr, dass du sagst, dass es dir jetzt viel besser geht :)

    Ja... Ich weiß nicht. Ich verstehe das nicht, wie er mir jetzt sowas sagen kann. Er hätte doch früher mal mit mir darüber reden können. Und naja, momentan bin ich auf jeden Fall entschlossen durchzuhalten, bis er wieder da ist. Ich glaube dann wird es noch schwieriger.
    Und danke für deine lieben Worte :)

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  11. mensch amélie, so langsam weiß ich garnicht mehr, was ich zu deinen texten sagen soll. sie sind einfach wundervoll geschrieben!
    ich finds klasse, dass du das mit tim geklärt hast. Und genauso wie Amélie denke und hoffe ich, dass das wieder so wird wie früher! ♥

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  12. Du bist echt so süß. Ich freue mich auch immer tierisch, wenn dir meine Texte gefallen - vor allem, weil ich es sonst eigentlich kaum von jemandem höre, und weil deine Texte mir eben auch so wahnsinnig gut gefallen! :)
    Ja, stimmt, da hast du Recht. Weißt du, es gibt Gründe, warum er es nicht in deine Zukunft geschafft hast. Den Spruch kennst du sicherlich. Vielleicht musste er den "Weg" für Marek und deine Liebe zu Marek frei machen. Du wirst es noch schätzen, eines Tages. Ganz sicher. Ich kenne das, weiß ja nicht, ob du meine alten Posts kennst. Sicher nicht, habe die meisten über Drew gelöscht.
    Ja, da muss man abwarten :) Das wird schon.

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  13. Anonym18:41

    Du hast einen Blogaward bekommen =)

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  14. Der Text ist wunderschön geschrieben.

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  15. Ich würde das nicht schaffen, auch wenn ich es wollen würde. Ich bin unglaublich froh und stolz, dass du auf dem richtigen Weg bist, wirkli ch. Und ich schätze es sehr, dass du willst, dass ich auch daraus komme. Aber das geht nicht, es geht einfach nicht.

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  16. Anonym19:35

    Gern geschehen. Du hast dir den Award wirklich verdient :)
    Das Kompliment kann ich nur zurück geben. <3

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  17. Anonym20:18

    Mhh. Ja, ich weiß, er hat es wirklich nicht einfach. Und schon gar nicht mit mir.^^ Ich glaube wir machen uns gegenseitig das Leben manchmal unnötig schwer.
    Ich finde es lieb von dir, dass du glaubst, dass wir das hinbekommen. Es ist aufmunternd das zu lesen, wenn man das selbst nicht mehr denkt.

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